BUND Bad Bellingen-Schliengen

Wildbienen im Garten

Gelbbindige Furchenbiene sammelt Pollen am Ferkelkraut  (Martina Schwinger / BUND Bad Bellingen/Schliengen)

Es gibt bei uns Hunderte von verschiedenen Wildbienenarten – einige sind häufig und regelmäßig im Garten anzutreffen, andere weniger häufig, und fast die Hälfte der Arten sind selten und bedroht. Die Formenvielfalt und die unterschiedlichen Lebensweisen sind faszinierend.

Im Gegensatz zur Honigbiene und zu den Hummeln, die auch zu den Wildbienen gehören, bilden Wildbienen keine Völker. Jedes Wildbienenweibchen baut ein oder mehrere Nester, in dem es dann die Eier für seinen Nachwuchs ablegt und mit Pollen und Nektar versorgt. Manche der Wildbienenarten können Pollen von vielen verschiedenen Pflanzen für ihren Nachwuchs sammeln, andere nur von wenigen oder gar nur von einer einzigen Pflanzenart. 

Sauber verarbeitete käufliche Nisthilfe, der obere Bereich ist etwas zu stark vom Dach beschattet  (BUND Bad Bellingen/Schliengen)

Die Orte, in denen die Wildbienen nisten, sind vielfältig: Die meisten Arten bauen Brutröhren im Boden, manche nisten in Mauerritzen und Fugen, andere in hohlen Stengeln oder Bohrgängen im Holz, wieder andere in leeren Schneckenhäusern und so weiter … 

Gärten sind für viele Wildbienenarten wichtig als Nahrungs- und Nistplatz. Es ist unmöglich, Lebensraum für alle Arten zu schaffen, aber je abwechslungsreicher der Garten, je vielseitiger die Blüten, je mehr Wildblumen und „Unkraut“-Ecken, desto eher finden verschiedene Wildbienenarten einen Platz. Auch künstliche Nisthilfen und-plätze sind wertvoll, wenn sie mit entsprechendem Wissen und mit Sorgfalt geschaffen werden: Schon ein geschützt angebrachter Holzklotz mit ausreichend tiefen und sauber gebohrten Löchern,  oder Stroh-, Bambus oder ähnliche Röhrchen, die hinten verschlossen sind, sind für einige Bienenarten geeignete Nistplätze. 

Wichtig: Nachdem eine Wildbiene einen Nistplatz benutzt hat, muss dieser ein Jahr lang ungestört bleiben, da die jungen Bienen erst im Folgejahr schlüpfen!

Eine ganz hervorragende Seite zum Thema Wildbienen ist www.wildbienen-info.de . Hier finden Sie ausführliche Tipps und Anregungen zu Nisthilfen (Achtung – mehrere Seiten, jeweils unten an der Seite weiterblättern). Ebenso finden Sie faszinierende Bienenportraits und Videos – wenn man dort anfängt zu stöbern, mag man gar nicht mehr aufhören zu lesen und zu staunen. 

Bei den meisten Wildbienenarten ist es auch für Kenner schwierig, im Freiland die genaue Art zu erkennen. Deshalb möchten wir hier nur einige Wildbienenarten vorstellen, die man bei uns im Garten antreffen kann und recht gut erkennt, wenn man etwas genauer hinschaut:

Holzbiene

Diese prächtige, große schwarze Biene kennt hier in unserer Gegend vermutlich jede(r) – aber viele wissen nicht, dass es eine Biene ist, und zwar die größte einheimische Biene. In den Tropen gibt es noch größere beeindruckende (und ebenfalls harmlose) Exemplare. Es gibt in Deutschland drei Arten, zwei davon kann man nicht leicht unterscheiden. Bei uns kommt vor allem die Blaue Holzbiene vor. Trotz ihrer Größe und ihres tiefen Brummens sind Holzbienen sehr friedfertig.

Sie besuchen gerne Schmetterlingsblüten wie Platterbsen oder den Blasenstrauch, bedienen sich aber auch an anderen Blüten – Hauptsache viel Nektar!

Die Weibchen nisten in Totholz. Sie nagen dort einen oder mehrere verzweigte Gänge, wo sie in Brutzellen einzeln ihre Eier ablegen und mit einem Pollen-Nektargemisch verköstigen. Es hilft diesen Bienen, wenn abgestorbene Baumstämme, aber auch alte Holzpfosten stehen bleiben.
 

Gartenwollbiene

Wenn Sie beim Woll-Ziest, beim Muskatellersalbei oder einer Taubnessel eine „Wespe“ sehen, die fliegend in der Luft stehen bleiben kann wie ein Hubschrauber und andere Bienen angreift, sobald die sich der Pflanze nähern – dann ist das ein Männchen der Wollbiene. Wollbienenmännchen haben ein für Bienen eher ungewöhnliches Verhalten: Das  Männchen hat am Hinterleib spitze Dornen, mit denen es andere Bienen attackiert und sogar verletzen kann. Sie suchen sich eine für Weibchen geeignete Futterpflanze (meist Lippenblütler) und halten dort Wacht:  Andere Bienen werden vertrieben, aber wenn ein Weibchen anfliegt, stürzt sich das Männchen auf sie und begattet sie. 

Die Weibchen nisten in Mauerritzen und Hohlräumen und bauen das „Nest“ für die Eier aus abgeschabter Pflanzenwolle, z.B. vom Woll-Ziest oder einer Quitte. Wenn Sie also in einer Spalte ein Wollbüschel sehen – einfach in Ruhe lassen.
 

Gelbbindige Furchenbiene

Die Gelbbindige Furchenbiene ist eine der Wildbienen, die man wegen ihres hübschen und typischen Streifenmusters gut erkennen kann. Sie wurde übrigens als Wildbiene des Jahres 2018 gekürt. Sie besucht vor allem Korbblütler wie Disteln, Flockenblumen und das in natürlichen Gärten häufige „Unkraut“ Ferkelkraut. 

Die Weibchen nisten im Boden, meist in Kolonien. Im Gegensatz zu den meisten anderen Wildbienen kann es vorkommen, dass im Frühjahr mehrere Bienenweibchen gemeinsam den Nachwuchs einer „Königin“ aufziehen, bevor sie dann einzeln ihre eigenen Nester bauen – also ein erster Schritt in Richtung Staatenbildung, wie wir es von der Honigbiene kennen.
 

Zaunrüben-Sandbiene

Die Zaunrüben-Sandbiene gehört zu der Gruppe von Wildbienen, die nur von einer oder wenigen Pflanzenarten Pollen für ihren Nachwuchs sammelt und deshalb darauf angewiesen ist, dass sie diese Pflanzenarten auch vorfindet. Im Fall der Zaunrüben-Sandbiene sind das die beiden einheimischen  Zaunrübenarten. In unserer Gegend findet man vor allem die Rotfrüchtige Zaunrübe, auch in Gärten als Wildkraut, wo sie gelegentlich an Zäunen emporrankt. Interessanterweise sind bei der Roten Zaunrübe die einzelnen Pflanzen entweder weiblich oder männlich. Da die roten Beeren der Zaunrübe giftig sind, kann man die weiblichen Pflanzen ausgraben oder abschneiden und nur die männlichen Pflanzen wachsen lassen, wenn man der Zaunrüben-Sandbiene helfen will.

Wie andere Sandbienen nistet auch sie im Boden, auf geeigneten Flächen gerne auch viele auf einmal. Die Zaunrüben-Sandbiene war übrigens die Wildbiene des Jahres 2015.

Efeu-Seidenbiene

Auch die elegante Efeu-Seidenbiene ist eine Spezialistin: Sie benötigt den Pollen der Efeublüten. Da Efeu erst sehr spät im Jahr blüht, schlüpfen die jungen Efeu-Seidenbienen auch erst ab September. Man findet dann die hübschen Bienen – vor allem die Männchen - bei der Nektarsuche auch an anderen Blüten, aber der Pollen wird von den Weibchen ausschließlich an Efeu gesammelt. Früher war die Efeu-Seidenbiene bei uns selten, wegen des Klimawandels breitet sie sich inzwischen aus, und da auch der Efeu recht häufig ist, findet man die Efeu-Seidenbiene hierzulande regelmäßig auf blühendem Efeu. 

Die Seidenbienen nisten wie die Sandbienen im Boden – auch sie sind gesellig und bilden oft Kolonien. 

Falls es geht, sollte man im Garten Efeu wachsen und blühen lassen, das freut nicht nur die Efeu-Seidenbienen, sondern auch z.B. die Amseln, die den Efeu als Brutplatz schätzen und gerne die Früchte fressen.
 

Blattschneider- und Mörtelbienen

Als letztes wollen wir noch eine ganze Gruppe von Bienen vorstellen, von denen man einige recht häufig im Garten findet bzw. deren Spuren. Mit etwas Übung kann man diese Bienengruppe recht gut erkennen: Sie sammeln den Pollen mit Bürsten an der Unterseite des Hinterleibs und nicht an den Hinterschenkeln (haben also keine „Höschen“) – wenn sie den Pollen einsammeln, halten sie den Hinterleib schräg nach oben.

Die Blattschneiderbienen verwenden runde Blattscheiben zum Bau ihres Nests in allerlei Hohlräumen (z.B. Fugen, morschem Holz, sogar im Boden): Sie bauen die Brutzellen in einer Reihe hintereinander, kleiden sie mit Blattstückchen aus und verschließen die einzelnen Zellen mit einer runden Blattscheibe. Wo Blattschneidebienen am Werk waren, sieht man die akkurat ausgeschnittenen Löcher an den Blättern – aber keine Angst, den kleinen Verlust verkraften die Pflanzen. Solche Spuren sind ein Grund zur Freude!

Mörtelbienen mauern entweder ihre Brutkammern aus Lehm und Steinchen oder beziehen Löcher und hohle Röhrchen, die sie dann mit Mörtel verschließen. 

Einige Arten der Blattschneider- und Mörtelbienen nisten auch in künstlichen Nisthilfen.